Endlich wieder Wettkampf-Atmosphäre
Der Vergleichswettkampf der beiden Griesheimer Schwimmvereine TuS und SVS war nicht nur für viele Schwimmer der erste Wettkampf seit Monaten. Es war auch ein Signal der Zusammenarbeit in schwierigen Zeiten.
„Endlich geht es wieder los“, kommentiert einer der jugendlichen Schwimmer. „Es“, das ist in diesem Fall die besondere Atmosphäre eines Wettkampfs im Griesheimer Hallenbad. Das Stimmengewirr, die Lautsprecherdurchsagen, die Anspannung. Obwohl beide Vereine hier unter der Woche trainieren, war der Unterschied am Sonntag deutlich spürbar. „Wir hatten uns früh entschieden, dass der übliche Zwiebelpokal mit seinem riesigen Teilnehmerfeld wegen der Pandemie nicht stattfinden kann“, sagt Daniela Zachertz, Abteilungsleiterin des TuS Griesheim. Aber einen Tag mit Wettkampfatmosphäre sollte es trotzdem geben: „Nur wir zwei Vereine“, sagt Lukas Bahle, Abteilungsleiter des SVS Griesheim: „Aber dass etwas stattfindet, war einfach enorm wichtig.“
Wichtig für die älteren Jugendlichen, um nach teils mehr als einjähriger Pause überhaupt zu wissen, wohin man sich entwickelt hat. Wichtig aber auch für ganz jungen Schwimmer, um erstmals in ihrer Sportlerkarriere einen Wettkampf zu erleben. Der richtige Start, die korrekte Wende oder das Gefühl, über sich hinaus zu wachsen – das alles lässt sich im Training üben, aber nicht ohne Wettkampf simulieren. „Deswegen war entscheidend, dass es trotz des kleinen Rahmens ein offizieller Wettkampf ist“, sagt Bahle, der sich um die Ausschreibung beim Verband gekümmert hat: Mit Schiedsrichtern, die von Verbandsseite anreisen, und mit von den Vereinen gestellten Kampfrichtern, Auswertern, Ansagern: „Normalerweise sucht man da auch mal nach Freiwilligen“, erzählt Zachertz. Diesmal jedoch hätten sich sehr schnell Ehrenamtliche gefunden. „Umso mehr möchte ich Personen wie Luisa Karl, Patrick Dullin und Michael Gromes vom SVS danken – oder Katja Failing, die uns als Sprecherin unterstützt hat“, sagt Zachertz.
Die Stimmung vor Ort am Wettkampftag ist aufgekratzt, fröhlich und nervös zugleich. Zehnjährige springen zum ersten Mal in ihrem Leben zu einem Pfiff vom Startblock ins Wasser und schwimmen anschließend 50 Meter. „Mein letzter Wettkampf war Anfang 2020“, erzählt eine Jugendliche: „Niemand von uns weiß so richtig, wo man steht.“ Die Schwimmer in den roten Badekappen des TuS und den grünen des SVS feuern ihre Kameraden an – gleichzeitig herrscht bei den rivalisierenden Vereinen ein starkes Gefühl von Verbundenheit: „Ohne die gemeinsame Zusammenarbeit hätten wir das nicht auf die Beine stellen können“, sagt Zachertz: „Wir werden uns auch künftig helfen.“ Am Ende ist es ein kurzer, aber gelungener Wettkampf. Den Pandemie-Umständen angemessen: Eltern und Besucher müssen von draußen durch die Scheiben sehen, die Sportler tragen Masken. „Die zwei Vereine trainieren ja unter der Woche ohnehin nebeneinander – insofern war das mit Hygienekonzept vertretbar“, fügt Bahle hinzu. Beide Abteilungsleiter sind trotzdem erleichtert und stolz, wie diszipliniert sich alle Kinder an die Regeln gehalten hätten.
Es ist für beide Schwimmabteilungen auch ein wichtiges Lebenszeichen und ein Zeichen an die Kinder und Jugendlichen, die trotz Corona-Trainingsstopp den Vereinen treu geblieben seien. „Im Training zählst du nur Kacheln und merkst selten, dass du besser wirst“, betont Zachertz. Dazu brauche es Wettkampf. Selbst wenn es nur ein kleiner zwischen Rot und Grün ist.
Text: David Frogier de Ponlevoy
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